Elefant – E.4 – II.1 Physiologus, Bestiarien

Die mittelhochdeutschen Physiologus-Versionen (Millstätter Reimfassung und Wiener Prosa) nennen die üblichen Proprietäten (Empfängnis mittels Mandragora-Wurzel, Wassergeburt des → Drachen wegen, Vertreibung allen Übels bei Verbrennen von Elefantenhaut und -Knochen; → C. II.1); die ersten beiden finden auch Erwähnung im althochdeutschen Physiologus. In der Deutung unterscheiden sich die deutschsprachigen Versionen nicht grundsätzlich von den lateinischen (Sündenfall, Menschwerdung Christi, Macht der Liebe zu Gott). Der Physiologus Theobaldi deutsch hebt Größe, Herdentum und Lebensalter des Elefanten hervor und nennt als seine drei Naturen: die Wassergeburt (ohne Deutung), Sturz des Elefanten bei Anlehnen an vom Jäger präparierten Baum und Hilfe anderer Elefanten (Sündenfall und Menschwerdung Christi) sowie die Vertreibung giftiger → Schlangen durch Verbrennen seines Haares (Macht des Gotteswortes). Eine moralische Deutung der Wassergeburt gibt der Melker Physiologus (der Mensch reinige sich in der Jugend, wenn er gute Werke hervorbringe). Der Moralische Physiologus in Reimen demonstriert an der Standfestigkeit des Elefanten, dass der Mensch nicht wankelmütig sein dürfe. Zum Elefant im mnfrk. Bestiaire d’amourE.3 II.1.

Ausg.: Der altdeutsche Physiologus, ed. F. Maurer, 1966; Physiologus Theobaldi deutsch, ed. D. Schmidtke, Beiträge 89 (1967), 270-301; Melker Physiologus, in: Spätlese des Mittelalters 2, 1965, 44-47; Ein ›Moralischer Physiologusin Reimen, ed. W. Stammler, in: FS J. Quint, 1964, 231-235.

Lit.: K. Lassacher: Der Elefant in der mittelalterlichen Literatur, 1988 [masch.], 34-45.

Sabine Obermaier

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