Salamander – C. – II.2 Tierkunde

Die lateinischen Enzyklopädien des Mittelalters folgen neben Plinius hauptsächlich Isidor, der seinerseits natürlich auf Plinius zurückgreift: Isidor führt den Salamander unter den Schlangen als vierfüßiges Kriechtier (lacertus ›Eidechse‹) auf, neben und nicht äquivalent mit stellio (IS 12, 4, 34). Der Salamander ist das am stärksten giftige Tier und für den Menschen auch mittelbar über Wasser oder Obst, das mit ihm in Kontakt kommt, tödlich (IS 12, 4, 36). Als einziges Tier ist er fähig, Feuer zu löschen und brennt auch nicht (IS 12, 4, 36). Der Salamander lebt im Feuer (VB, 20, 63) und ist geschlechtslos (TC, 8, 30; VB 20, 63).

Zur (spät-)antiken Tradition tritt das Phänomen der ›Salamanderwolle‹. Der Salamander produziere eine weiße Wolle, die nicht brennbar ist (VB 20, 63), und habe Haare wie ein Seehund (BA 18, 40), aus denen Gürtel und Lampendochte gefertigt werden können, denen Feuer nichts anhaben kann (BA 18, 40). Sowohl Thomas von Cantimpré (TC 8, 30) als auch Bartholomaeus Anglicus (BA 18, 40) und Vinzenz von Beauvais (VB 20, 63) erwähnen einen feuerfesten Gürtel aus Salamanderwolle, der im Feuer gereinigt wird. Er soll im Besitz von Papst Alexander III. gewesen sein (Büttner, 56, zum Zusammenhang mit dem Brief des Priesterkönigs Johannes). Albertus Magnus vermutet einen metallischen Ursprung (AM 26, 36), es könnte sich um Asbestfaser gehandelt haben (Büttner, 57).

Ausg.: Albertus Magnus: De animalibus libri 26, ed. H. Stadler, 1916-1920; Bartholomaeus Anglicus: De  proprietatibus rerum, 1601 (Reprint 1964) [= BA]; Isidorus Hispalensis, Etymologiae, ed. W. M. Lindsay, 1911; Thomas Cantimpratensis: Liber de natura rerum, ed. H. Boese, 1973; Vincentius Bellovacensis: Speculum naturale, 1624 (Reprint 1964) [= VB].

Lit.: J. U. Büttner, Asbest in der Vormoderne, 2004, 50-57; A. P. Orbán: De Salamander, van Aristoteles tot Thomas van Cantimpré, in: Tussentijds. bundel studies angeboden aan W. P. Gerritsen, 1985, 217-237; 358-362.

Katja Weidner

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