Wolf – E.1 – IV.2 Lyrische Texte

Skaldik: Die frühste Schilderung der Úlfheðnar stammt aus dem Haraldskvæði des Þorbjörn hornklofi. Hier treten die Wolfskrieger gemeinsam mit den Berserkir auf, wild heulend und Wurfspeere schwenkend (Str. 8). Auch die Fesselung Fenrirs ist zuerst in der Skaldik, in den Hákonamál des Skalden Eyvindr skáldaspillir aus der Zeit um 960, belegt (Str. 20). Dort heißt es, der Fenriswolf werde fessellos über der Menschen Mark fahren. In den Eiríksmál antwortet Óðinn auf Sigmunds Frage, warum er Erik Blutaxt habe sterben lassen, damit, dass der graue Wolf jederzeit auf die Göttersitze anstürmen könne (Str. 7). Da der Angriff des Wolfes permanent droht, bedarf es der besten Krieger für das Totenheer. Die Totenklage Sonatorrek des Skalden Egill Skallagrímsson verweist auf den Kampf zwischen Fenrir und Óðinn (Str. 24). In den Kenningar der Skalden tritt der Wolf sehr häufig auf. Einige Kenningar spielen auch auf den Fenrirmythos an. So wird beispielsweise das Schwert als Gaumensperre des Fenriswolfes (Fenris varra sparri) umschrieben. In zahlreichen Kenningar wird der Wolf als Reittier von Trollweibern, Riesinnen oder Hexen bezeichnet. Kämpfen und Feinde erschlagen wird als „Wölfe füttern“ umschrieben, der Krieger ist »Fütterer der Wölfe« (ulfgrennir, ulfgoeðandi u. ä.). In den Þulur ist eine Reihe poetischer Synonyma für »Wolf« (vargs heiti) aufgeführt. Neben vargr, úlfr, geri, freki, hati und fenrir werden beispielsweise auch egðir (›der Schreckliche‹), gylðir (›der Goldene‹) und glammi (›der Beller‹) genannt.

Ausg.: Den Norsk-Islandske skjaldedigtning, ed. F. JÓNSSON 1912-1915.

Lit.: R. MEISSNER: Die Kenningar der Skalden, Rheinische Beiträge und Hülfsbücher zur germanischen Philologie und Volkskunde 1 (1921); M. PAUL: Wolf, Fuchs und Hund bei den Germanen, Wiener Arbeiten zur Germanischen Altertumskunde und Philologie 13 (1981).

Sigmund Oehrl

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