Der Hund ist in der Bibel überwiegend negativ konnotiert. Das AT kennt ihn vor allem als Tier in Fluch und Prophezeiung. Bereits im Deuteronomium wird der negative Bezug hergestellt, wenn das sog. Hundegeld als Synonym für die Bezahlung männlicher Prostituierter benutzt wird (Dt 23,19). Die Funktion des Hunds für Verfluchungen wird dann deutlich, wenn Könige – oder in Variation deren Männer –, die gegen den Willen Gottes agieren, von Hunden gefressen werden sollen (I Rg 21, 24 bzw. 16, 4). Die Psalmen verwenden ein ähnlich negatives Motiv. Dort sollen Hunde die Feinde des Betenden fressen (Ps 22, 17). Eine Stelle des AT zeigt allerdings auch die Wertschätzung, die Hunden entgegengebracht werden konnte. Ein Frevel im Gottesdienst sei ähnlich schlimm, wie das Brechen des Genicks eines Hundes (Is 66, 3). Im NT ist der Hund wenig vertreten. In der Offenbarung findet sich etwa die Vision, dass Hunde vor den Toren des himmlischen Jerusalems stehen werden (Apc 22, 15). Petrus schreibt, dass Menschen, die den wahren Glauben inne hatten, sich aber dem alten wieder zu wandten, wie Hunde sind, die zu ihrem Erbrochenen zurückkehren (II Pt 2,22). Diese Zeile wurde besonders bei Gregor dem Gr. erwähnt und fand durch die Prominenz des Autors Eingang in das theologische Denken. In der Nachfolge Gregors probiert Garnerius, alle Bibelstellen über den Hund zu deuten. Er führt die negative Deutung Gregors an, kann aber auch den Hund als Sinnbild des Priesters erkennen, dessen Rede Sünden heilt, wie die Zunge des Hundes Wunden (Gregerorianum 3, 12, PL 193, 102f.). Augustinus stellt in seiner Deutung von Ps. 67, 24 heraus, dass nicht der reale Hund gemeint sein kann, weil es sich bei ihm um eine nützliches Tier handelt. (Epist. Class. 3, 149, PL 33. 634). Überhaupt bezweifelt Augustinus eine negative Deutung der Hunde (Ep. 78,6, CSEL 34/2, 341). Isidor von Sevilla, der sich neben den christlichen Zeugnissen auch auf ihm bekannte antike Quellen (etwa Plinius) stützt, schätzt den Hund durchweg positiv ein. Der Hund sei das einzige Tier, das seinen Namen kenne, seinen Herrn so sehr liebe, dass er für ihn sterben würde und nicht in der Lage sei, ohne den Menschen zu leben (Etym., 12,2, 25-28). Isidor kopierend und ihn um zahlreiche Bibelstellen ergänzend stellt auch Rabanus Maurus den Hund positiv dar (De univ. 12, 1, PL 111, 224). In seinen Erläuterungen zur Bibel aber übernimmt er den negativen
Duktus (Alleg. In Sac. Scrip., PL 112, 883).
Ausg.: Isidor of Seville: Etymologies, ed. S. BARNEY u.a., 2005.
Lit.: M. SCHUMACHER: Ärzte mit der Zunge. Leckende Hunde in der europäischen Literatur, 2003.
Heiko Schnickmann
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