Panther – E.4 – II.2 Tierkunde

Im BdN Konrads von Megenberg werden zahlreiche Panther-Informationen genannt, die bereits in den antiken naturkundlichen Texten sowie in den lateinischen Enzyklopädien zu finden sind (KM, BdN III.A.58; → B. 1; → C. II.2).
Konrad gibt als eine seiner Quellen zunächst Solinus an und erläutert die Fellfärbung des Panthers. Das Fell sei in kleinen gelben oder goldfarbenen, schwarzen und weißen Kreisen gemustert. Der Panther sei ein sanftmütiges Tier und ein Feind des Drachen.
Als weitere Quelle seiner Informationen führt Konrad Aristoteles an, schreibt diesem jedoch Aussagen zu, die nicht in der Historia animalium, sondern in den deutschsprachigen Physiologus-Fassungen zu finden sind, die die sog. Dicta-Version rezipieren. Es handelt sich dabei um die Informationen, der Panther verweile – nachdem er gefressen habe – drei Tage in seiner Höhle, daraufhin gebe er laute Rufe von sich und verströme einen süßen Duft (süezen smack), von dem andere Tiere angelockt würden.
Ebenso wie in der NH steht auch hier der anziehende, gute Duft im Gegensatz zum anplick des Panthers, der andere Tiere erschrecken lässt (→ B. 1). Auch wenn das Wort anplick sematisch weiter ist und nicht ausschließlich ‘Gesicht’ und ‘Kopf’ meinen muss, ist es an diese Stelle – die eine genaue Plinius-Rezeption darstellt – wohl doch als ‘wilder Kopf’ zu verstehen. Wichtig ist, dass das herausragende Merkmal des Panthers – der gute Duft – im BdN ausschließlich die Funktion eines Köders erfüllt. Dem Panther-Duft widerfährt also weder eine religiös-heilsgeschichtliche Ausdeutung, noch dient er dazu, eine andere allegorische Ebene zu eröffnen, wie dies beispielsweise in den Bestiarien und zum Teil auch in lyrischen Texten der Fall sein kann.
Ein weiteres Thema, das Konrad anspricht, ist die Gebärfähigkeit des Panther-Weibchens Hier führt er Isidor von Sevilla als Quelle und Gewährsmann für die Richtigkeit seiner Informationen an.
Daraufhin wird erklärt, der Panther weise einen mondförmigen Fleck auf seiner Schulter auf –ein Merkmal, das wohl auf Plinius zurückgeht und auch bei Albertus Magnus und Thomas von Cantimpré Erwähnung findet (→ B. 1; → C. II.2).
Abschließend wird die Feindschaft zum Drachen, die bereits zuvor angesprochen wurde, erneut aufgegriffen und etwas näher erläutert: sie basiere darauf, dass der Drache die Stimme des Panthers fürchte. Wichtig erscheint zudem, dass Konrad von Megenberg zwischen Panther, Parder und Leopard differenziert und auch den beiden letztgenannten einen eigenen Abschnitt widmet (BdN III.A.57 und III.A.38).

Ausg.: Aristoteles: Historia animalium, ed. D. M. Balme, prepared for publication by A. Gotthelf, 2011; Albertus Magnus: De animalibus, ed. H. Stadler. 1916-1920; Konrad von Megenberg: Das ›Buch der Natur‹, ed. R. Luff/G. Steer, 2003; Der altdeutsche Physiologus. Die Millstätter Reimfassung und die Wiener Prosa (nebst dem lateinischen Text und dem althochdeutschen Physiologus), ed. F. Maurer, 1967; Thomas von Cantimpré: Liber de natura rerum. Editio princeps secundum codices manuscriptos. Teil 1, ed. H. Boese, 1973; Thomas von Cantimpré: Liber de naturis rerum. Redaktion III (Thomas III), ed. Projektgruppe B2 des SFB 226 Würzburg-Eichstätt unter Leitung von B. K. Vollmann, [1992, masch.]; C. Plinius Secundus: Naturalis historia, ed. R. König/G. Winkler, Bd. 8, 2007.

Lit.: S. Mühlenfeld: Konzepte der ʻexotischenʼ Tierwelt im Mittelalter, Diss. Mainz 2017.

Stephanie Mühlenfeld