In antiken Quellen findet keine klare Trennung zwischen Panther, Leopard und Gepard statt. Als eines der wichtigsten Panther-Merkmale, das auch ins Mittelalter tradiert wird, gilt der gute Duft, den das Tier verströme (HA 9, 6 612a 14; NH 8, 23; Plutarch, De sollertia animalium 24, 976 D; Solinus, De mirabilibus mundi 17, 8 ) und den es als Köder einsetze. Der Panther wisse durchaus um die Anziehungskraft, die von besagtem Duft ausgehe und begebe sich in ein Versteck, um von dort aus seinen Beutetieren aufzulauern. Verführt durch den vorzüglichen Duft, näherten sich ihm diese so weit an, dass es ihm sogar gelänge, den Hirsch zu erlegen (HA 9, 6 612a 14).
Aristoteles geht zudem auf die Wesensunterschiede zwischen weiblichen und männlichen Exemplaren ein (HA 8, 608a 34). Weibliche Panther zeichneten sich nämlich gegenüber ihren männlichen Artgenossen durch größere Tapferkeit aus. Des Weiteren werden in der HA auch Angaben über die Jungtiere gemacht (HA 6, 580a 25). Die maximale Größe eines Wurfes liege bei vier Jungen, die alle blind geboren würden. Der Anzahl an Jungtieren entsprechend, habe das Pantherweibchen vier Zitzen an seinem Bauch (HA 2, 500a 28). Außerdem erwähnt Aristoteles eine Pflanze, die beim Panther dieselbe Wirkung entfalte wie eine Droge. Sie veranlasse das Tier dazu, nach menschlichen Exkrementen zu suchen, da diese die Beschwerden linderten (HA 8, 612a 7). Menschen nutzten diese Schwäche des Tiers für die Pantherjagd aus. Dazu würde von den Jägern ein mit Exkrementen gefülltes Behältnis an einem Baum befestigt. Daraufhin entferne der Panther sich nicht mehr von dem jeweiligen Ort und springe solange an dem Baum hoch, bis er sterbe. Diese für den Panther tödliche Giftfalle findet auch bei Plinius und Solinus Erwähnung (NH 8, 100; Solinus, De mirabilibus mundi 17, 8). Über das Gebiss des Panthers ist in der HA nachzulesen, es bestehe aus gezackten Zähnen ‒ ebenso wie dies bei Löwen und Hunden der Fall sei (HA 2, 501a 17). Die Pfoten des Panthers seien mehrfach gespalten. Daher besitze das Tier mehrere Zehen (HA 2, 499b 8). In Bezug auf die Herkunft des Tiers heißt es, der Panther sei in Asien verbreitet, nicht jedoch in Europa (HA 7, 606b 16). Er wird ‒ ebenso wie der Wolf ‒ zu denjenigen Tieren gerechnet, die immer wild seien (HA 1, 488a 28).
Plinius berichtet in der NH 8, 21 von einem gewissen Demetrios, der eine Begegnung mit einem weiblichen Panther gehabt habe. Das Tier habe sich bemüht, Demetrios zu Hilfe zu holen, da die Jungtiere in eine Grube gefallen gewesen seien. Nach der Rettung der Jungen habe sich das Pantherweibchen überaus dankbar gezeigt.
Hier wird erkennbar, dass auch Plinius eine klare Differenzierung zwischen männlichen und weiblichen Panther-Exemplaren vornimmt. Dabei gilt das Augenmerk der Fürsorglichkeit und Klugheit des Pantherweibchens. Darüber hinaus werden in der NH auch Angaben zum Äußeren des Tiers gemacht (NH 8, 23). Der Panther und der Tiger seien ‘mannigfach gefleckt’ und der Panther sei gekennzeichnet durch die Wildheit seines Kopfes. Außerdem sei auf der Schulter des Tiers ein mondähnlicher Fleck zu sehen, der wachse, die Form einer Scheibe annehme und schließlich die Umrisse von Hörnern aufweise. Die größte Verbreitung männlicher gefleckter Exemplare sei in Afrika und Syrien zu bemerken. Sie würden auch ‘Parder’ genannt, und es sei verschiedentlich die Ansicht geäußert worden, die Fellfärbung eines Panthers sei heller als die eines Parders. Weitere Unterschiede habe er (Plinius) bisher jedoch nicht bemerkt. Weiterhin erklärt Plinius, Hyänen seien für den Panther derart furchteinflößend, dass ein Pantherfell, welches gegenüber dem Fell einer Hyäne aufgehängt werde, alle Haare verliere (NH 28, 93).
Laut Solinus sind Panther in Hyrkanien (heute Nordost-Iran) sehr verbreitet (De mirabilibus mundi 17, 8). Das Fell des Tiers weise Kreise von unterschiedlicher Farbe auf, und das Panther-Maul versetze andere Tiere in Schrecken. Daher versuche der Panther stets, sein Haupt vor seinen Beutetieren zu verbergen, um sie leichter anlocken zu können.
Ausg.: Aristoteles: Historia animalium, ed. D. M. Balme, prepared for publication by A. Gotthelf, 2011; Plinius: Naturalis historia, ed. R. König/G. Winkler, 1973-2007, Bücher 11 und 28; C. Julius Solinus: Collectanea rerum mirabilium, ed. T. Mommsen, 1895, repr. 1958.
Lit.: S. Mühlenfeld: Konzepte der ʻexotischenʼ Tierwelt im Mittelalter, Diss. Mainz 2017; J. Walter: Der Philosoph im Pantherfell. Aelian, Natura animalium 5,54 vor dem Hintergrund antiker Prätexte und moderner Tierethologie, in: Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption 25 (2015), 173-202.
Stephanie Mühlenfeld