SALAMANDER – Lateinische Literatur

Salamander – C. – IV.1 Narrative Texte

Der Brief des Priesterkönigs Johannes erzählt vom Feuer als Lebensraum des Salamanders und ergänzt dieses Motiv um seine besondere dünne Haut, die der von Seidenraupen ähnelt. Aus ihr werden Kleidung und Tuch gefertigt, die nur im Feuer gereinigt werden können (Presbyterbrief, 42-43). Auch das Motiv der Salamanderwolle, deren Gewebe nicht brennbar ist (Historia orientalis, 1, 89), und die Existenz eines Gürtels aus dieser Wolle (Otia imperalia, 1, 960) taucht in den narrativen Texten auf.

Ausg.: Gervase of Tilbury: Otia Imperialia. Recreation for an Emperor. Hrsg. von James W. Binns und Shelagh E. Banks. Oxford 2002 (lateinischer Text mit englischer Übersetzung); Jacob von Vitry: Historia orientalis, ed. F. Moschus 1597; Presbyterbrief, ed. F: Zarncke, 1879, 957-968.

Lit.: J. U. Büttner: Asbest in der Vormoderne, 2004, 50-57.

Katja Weidner

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Salamander – C. – III.1 Fabel

Im Lateinischen ist eine Fabel von Salamander und Fliege überliefert. Mit dem Versprechen, sich nicht mehr um ihren eigenen Lebensunterhalt kümmern zu müssen und Gold im Überfluss zu erhalten, lockt der giftige Salamander die Fliege zu sich in die Flammen, in denen er lebt. Sie verbrennt und stirbt. So wird es demjenigen ergehen, der den Verlockungen eines bösen Geistes wie denen des Salamanders folgt.

Lit.: G. Dicke/K. Grubmüller: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, 1987, Nr. 494.

Katja Weidner

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Salamander – C. – II.3 Gebrauchsschrifttum

Im Zusammenhang medizinischer Schriften ist vor allem das Gift des Salamanders relevant. Der Hinweis des Plinius, der Salamandergeifer habe eine haarverätzende Eigenschaft (NH 10, 188, auch NH 29, 116), macht ihn zu einem Mittel gegen Haarwuchs (De materia medica 2, 62; VB 20, 64). Das Gift des Salamanders führt zu fleckigem Ausschlag, rauer Zunge und körperlicher Schwäche (Compositiones 187). Der Gebrauch des Salamandergifts ist untersagt (Keller, 319f.). Der Salamander löst beim Menschen faulige Geschwüre aus, wirkt bei Lepra aber heilsam (De materia medica 2, 62). Als Gegengift hilft in Schildkrötenbrühe zubereitete Nessel (NH 22, 31), eine Mischung aus dem Fleisch von Meeresschildkröte und Frosch (VB 20, 64, schon bei NH 32, 48), Honig, in Met gekochte Fichtennadeln oder Leinsamenmehl (Compositiones 187).

Ausg.: Dioskurides: De materia medica, ed. M. Wellmann, 1906-1914 (Reprint 1958); Plinius: Naturalis historia, ed. R. König/G. Winkler, 1973-2007; Scribonius Largus: Compositions médicales, ed. J. Jouanna-Bouchet, 2016.

Lit.: Ch. Hünemörder: Salamander, Lexikon des Mittelalters 7 (1976), 1284-1285. O. Keller: Die antike Tierwelt II, 1913, 318-321.

Katja Weidner

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Salamander – C. – II.2 Tierkunde

Die lateinischen Enzyklopädien des Mittelalters folgen neben Plinius hauptsächlich Isidor, der seinerseits natürlich auf Plinius zurückgreift: Isidor führt den Salamander unter den Schlangen als vierfüßiges Kriechtier (lacertus ›Eidechse‹) auf, neben und nicht äquivalent mit stellio (IS 12, 4, 34). Der Salamander ist das am stärksten giftige Tier und für den Menschen auch mittelbar über Wasser oder Obst, das mit ihm in Kontakt kommt, tödlich (IS 12, 4, 36). Als einziges Tier ist er fähig, Feuer zu löschen und brennt auch nicht (IS 12, 4, 36). Der Salamander lebt im Feuer (VB, 20, 63) und ist geschlechtslos (TC, 8, 30; VB 20, 63).

Zur (spät-)antiken Tradition tritt das Phänomen der ›Salamanderwolle‹. Der Salamander produziere eine weiße Wolle, die nicht brennbar ist (VB 20, 63), und habe Haare wie ein Seehund (BA 18, 40), aus denen Gürtel und Lampendochte gefertigt werden können, denen Feuer nichts anhaben kann (BA 18, 40). Sowohl Thomas von Cantimpré (TC 8, 30) als auch Bartholomaeus Anglicus (BA 18, 40) und Vinzenz von Beauvais (VB 20, 63) erwähnen einen feuerfesten Gürtel aus Salamanderwolle, der im Feuer gereinigt wird. Er soll im Besitz von Papst Alexander III. gewesen sein (Büttner, 56, zum Zusammenhang mit dem Brief des Priesterkönigs Johannes). Albertus Magnus vermutet einen metallischen Ursprung (AM 26, 36), es könnte sich um Asbestfaser gehandelt haben (Büttner, 57).

Ausg.: Albertus Magnus: De animalibus libri 26, ed. H. Stadler, 1916-1920; Bartholomaeus Anglicus: De  proprietatibus rerum, 1601 (Reprint 1964) [= BA]; Isidorus Hispalensis, Etymologiae, ed. W. M. Lindsay, 1911; Thomas Cantimpratensis: Liber de natura rerum, ed. H. Boese, 1973; Vincentius Bellovacensis: Speculum naturale, 1624 (Reprint 1964) [= VB].

Lit.: J. U. Büttner, Asbest in der Vormoderne, 2004, 50-57; A. P. Orbán: De Salamander, van Aristoteles tot Thomas van Cantimpré, in: Tussentijds. bundel studies angeboden aan W. P. Gerritsen, 1985, 217-237; 358-362.

Katja Weidner

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Salamander – C. – II.1 Physiologus, Bestiarien

Von den lateinischen Fassungen des Physiologus enthalten zwei den Salamander: Y und B schreiben, dass er Feuer zu löschen vermag (Y, 45; B, 30). Allegorisch bringen sie dieses Phänomen in Verbindung mit den drei Jünglingen im Feuerofen (Dn 3). Version B ergänzt einen Hinweis auf Hbr 11,33 und Is 43,2. Physiologus B betrachtet stellio als lateinische Übersetzung von salamandra (30, 1).

Ausg.: Physiologus Latinus Versio B, ed. F. J. Carmody, 1939; Physiologus Latinus Versio Y, ed. F. J. Carmody, 1941,  95-134.

Katja Weidner

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Salamander – C. – I. Terminologisches

Lat. salamandra, aus dem Gr. σαλαμάνδρα.

Der Physiologus B (30, 1) und vereinzelte Texte in seiner Nachfolge setzen salamandra mit stellio (›Sterneidechse‹) gleich.

Ausg.: Physiologus Latinus Versio B, ed. F. J. Carmody, 1939.

Lit.: A. Webinger: Molch (Salamander), Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 6 (1935, ND 1987), 455-460, 455.

Katja Weidner

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