TIGER – Lateinische Literatur

Tiger – C. – II.1 Physiologus, Bestiarien

In den ersten Versionen des griechischen und lateinischen Physiologus Y, A, B und B.-Isidor findet man den Tiger nicht. Man findet ihn auch nicht in den wohl um 1000 in Frankreich entstandenen Dicta Chrysostomi, noch ist er in den französischen Bestiarien vorhanden, außer beim Pseudo-Pierre de Beauvais, wo es heißt, wohl aufgrund eines Irrtums eines Kopisten, dass der Tiger eine Schlange sei.

In den lateinischen Bestiarien dagegen ist der Tiger immer erwähnt, oft gleich nach dem → Löwen. Die Bestiarien übernehmen im Allgemeinen die Etymologie des Isidor (Etymologiae, 12, 2, 7) und geben darauf die Geschichte der Tigerjagd nach Ambrosius ohne moralische Interpretation wieder. Ebenso ist in den Bestiarien dem Doppelgänger des Tigers, dem Mantichoras, nach Plinius, Naturalis Historia, 8, 75, im Allgemeinen ein Eintrag gewidmet.

Der Tiger verfügt nicht über eine feste symbolische Bedeutung und findet sich nicht in den entsprechenden Handbüchern und Lexika.

Lit.: W. B. CLARK: Four Latin Bestiaries and De Bestiis et Aliis Rebus, in: Bestiaires Médiévaux, 49-69; W. B. CLARK: A Medieval Book of Beasts, 2006; F.MCCULLOCH: Mediaeval Latin and French Bestiaries 1960, 33 et 176-77; F.MCCULLOCH: Le tigre au miroir. La vie d'une image de Pline à Pierre Gringore, Revue des Sciences Humaines 130 (1968), 149-160.

Clara Wille

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Tiger – C. – III.1 Fabel

Wir finden den Tiger auch nicht in den lateinischen Fabeln, außer zwei marginalen Erwähnungen bei Babrius, fabulae 102 und 95; ein einziger Eintrag bei G. Dicke, K. Grubmüller, Die Fabeln des Mittelalters und der frühen Neuzeit, ein Katalog der deutschen Versionen und ihrer lateinischen Entsprechungen (München: Wilhelm Fink Verlag, 1987), n° 323.

Clara Wille

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