ELEFANT – Nordische Literatur

Elefant – E.1 – IV.1 Narrative Texte

Sagaliteratur: In der Konráðs saga, einer der populärsten riddararsögur Islands aus dem 14. Jh., wird das Heimatland des Elefanten als fílla landit oder auch fílaland bezeichnet, welches ein Teil blálands und damit Nordafrikas ist. Die Geschichte von Konráðr, der auszieht, die Tochter des byzantinischen Kaisers zu heiraten, und auf dem Weg zahlreiche Abenteuer bestehen und sowohl gegen Löwen wie Elefanten kämpfen muss, verdeutlicht, dass Elefanten in der mittelalterlichen Literatur des Nordens allein vom Hörensagen bekannt waren. In der Konráðs saga beschrieben ist ein baumgrosses Tier mit harter nach unten gebogener Schnauze, großen Ohren, Klauen und dichter Mähne, welches stehend und an Bäume angelehnt schläft. In der Þiðreks saga, einer norwegischen Sammlung von Heldensagen zum Leben Dietrichs von Bern, werden Elefanten als herrschaftliches Reittier sowie Kriegselefanten erwähnt (Kapitel 180 und 433), ebenso wie mit goldenen Elefanten verzierte Waffen (Kapitel 180). Þéttleifr danska (Thetleif der Däne, mhd. Dietleip von Stîre) trägt solch eine prachtvolle Bewaffnung, in Erinnerung an seinen Sieg über den (einen Elefanten reitenden) Sigurðr grikr. Die isländische Prosaübersetzung der Alexandreis schließlich, die Alexanders saga, beschreibt das Aussehen eines Kriegselefanten: hverr þeira hefir á bake ser kastala ›jeder von ihnen hat ein kastali (Kastell, Holzbefestigung) auf dem Rücken‹.

Ausg.: Alexanders saga, ed. C. R. Unger, 1848, 52. Konráðs saga Keisarasonar, ed. O. Zitzelsberger, 1987, 85-86; Þiðreks safa af Bern, ed. G. Jónsson, 1961, 251-252 und 585.

Verena Hoefig

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Elefant – E.1 – II.1 Physiologus, Bestiarien

Die isländische Übersetzung des Physiologus erwähnt in Fragment B Elefanten in der Funktion als Kriegselefanten sem skrifat er í Machabeorum bók ›wie im Buch der Makkabäer geschrieben‹. Die Tiere dienten in Schlachten in fernen Ländern und trügen aus Holz gefertigte Befestigungen oder kastali auf ihrem Rücken. Zwei in Handschrift AM 673 A2 abgebildete Kriegselefanten zeigen ein Tier mit kurzem, schweineähnlichem Rüssel und einem löwen- oder hundeähnlichen Körper ohne ›Kniegelenke‹ (da der Elefant sich nicht hinzulegen vermag). Einer der beiden Elefanten trägt zudem ein im Verhältnis zur Körpergrösse stark vergrössertes kastali mit sieben Kriegern auf seinem Rücken.

Ausg.: The Icelandic Physiologus, ed. H. Hermannsson, 1938.

Verena Hoefig

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Elefant – E.1 – I. Terminologisches

Die älteste und häufigste Bezeichnung für Elefanten im Norden geht auf anord. fíll zurück, adän./aschwed. fíl, und ist indoiranischen Ursprungs, vgl. pers. fil (hier vermittelt über das Arabische), und auch gegenwärtig noch in Gebrauch (nisl. fíll). Das Wort ist vermutlich über östliche Handelswege (Russland, Konstantinopel) nach Skandinavien gelangt. Ab dem 12. Jh. finden sich in skandinavischen Texten auch Formen zu lat. elephas, z.B. aschwed. elpender und aschwed. und mdän. elefant. Eine weitere Bezeichnung ist anord. ulfaldi, aschwed. ulvalde (eigentlich Kamel, wie got. ulbandus) welches in einigen Isländeragas auch in der Bedeutung ›Elefant‹ verwendet wird und die mangelnde Bekanntheit beider Tiere in Norden verdeutlicht.

Lit.: J. Bernström: Elefant, Kulturkistorisk leksikon for nordisk middelalder 3 (1958), 589; R. Cleasby / G. Vigfusson: An Icelandic-English Dictionary2, 1957, 156; F. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 2002, 239; J. de Vries: Altnordisches Etymologisches Wörterbuch2, 1962, 120 und 632.

Verena Hoefig

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