Medizin: (in Vorbereitung)
Zucht/Haltung/Ausbildung: Über die Methoden zur Zucht, Haltung und Ausbildung von Pferden sind erst aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit englischsprachige Texte überliefert. Sie berufen sich v.a. auf das Wissen Xenophons (erste Übersetzung von Über die Reitkunst ins Englische 1584) und Vegetius (erste Übersetzung der Digesta Artis Mulomedicinae ins Englische erst 1748). Zuvor waren lateinische Werke in Gebrauch: v.a. diverse Übersetzungen und Adaptionen der Historia Animalium von Aristoteles sowie der Schriften von Xenophon (erste Übers. des Hipparchikos ins Lat. 1. H. 15. Jh. durch den Humanisten Lapo da Castiglionchio), Vegetius und Jordanus Rufus. In den mittelenglischen Abhandlungen wie z.B. dem Boke of Marchalsi, dem unbetitelten MS Cambridge UL Ll I 18, sowie in der Übersetzung von Palladius’ Opus Agriculturae (15. Jh.) sind Abschnitte zu Zucht, Haltung und Ausbildung von Pferden enthalten. Bei all diesen Anweisungen handelt es sich um knappe, alltagstaugliche Hilfestellungen zum allgemeinen Umgang mit Pferden und deren Beurteilung (erwünscht sind z.B. zierlicher Kopf mit großen Augen und Nüstern, breite Brust, runde muskulöse Oberlinie, kräftige trockene Gliedmaßen und harte Hufe). Erst nach 1500 tritt eine theoretischere Beschäftigung mit Zucht und Reiterei in den Vordergrund. Diese wird in England erstmals um 1560 in Form von Thomas Blundevilles A Newe Booke Containing the Arte of Ryding, and Breakinge Greate Horses greifbar, also erst in der Frühen Neuzeit. Anhaltspunkte über den Pferdebestand (Typen, Herdengröße, Zuchtziele), die betreuenden Fachkräfte (Schmiede, Knechte, Ausbilder), die Logistik und die mit all dem verbundenen Kosten lassen sich aus Verwaltungsschriftgut wie Haushalts- und Rechnungsbüchern, Abgabenverzeichnissen oder Testamenten rekonstruieren (vgl. dazu u.a. die Zusammenstellungen bei Ayton und Gladitz).
Ausg.: Of Hawks and Horses. Four Late Middle English Prose Treatises, ed. W. L. Braekman, 1986, 73-75; Palladius:On Husbondrie, ed. B. Lodge, 1873-1896, Nachdruck 1975, 132-135; The Boke of Marchalsi, ed. B. Odenstedt, 1973, 1-24; Thomas Blundeville: A Newe Booke Containing the Arte of Ryding, and Breakinge Greate Horses, 1561.
Lit.: A. Ayton: Knights and Warhorses, 1994; C. Gladitz: Horse Breeding in the Medieval World, 1997, 141-192; A. Hyland: The Horse in the Middle Ages, 1999, 3-25.
Kriegswesen/Turnier: Auch bei Schriftquellen zum Kriegs- und (ab dem Mittelalter auch:) Turnierwesen dominiert antikes Wissen die überwiegend lateinische Literatur. Die erste englische Übersetzung von Vegetius’ viel rezipiertem Werk De Re Militari stammt aus dem frühen 15. Jh. und gibt v.a. über die Anforderungen an Kriegspferd und Reiter sowie die effektivste Positionierung derselben im Kampf Auskunft. Welche Pferdetypen (→ E.2 I. Terminologisches) eingesetzt wurden, zeigt sich besonders in den Inventaren, Abrechnungen und Urkunden höherer Adeliger oder Könige. Gerade die Regierungszeiten Edwards I., II. und III. (14. Jh.) sind hier aufschlussreich, da sie als Periode des Umbruchs im Kriegswesen mit einer zunehmenden Bedeutung der berittenen Streitkräfte gelten. Waren in angelsächsischer Zeit Pferde nur Transportmittel hin zum Kampfplatz, steigerte sich ihre Rolle über das Tragen von Bogenschützen hin zum direkten Einsatz als wirkungsvoller Waffe.
So herausragend die Bedeutung von Pferden für das ritterliche Turnier war, so wenig umfangreich ist ihr Niederschlag in Gebrauchsschriften. Neben Rechnungen, Schenkungsurkunden und gesetzlichen Regelungen gibt es keine theoretische Literatur, die sich speziell mit Turnierpferden befasst. Die Quellen lassen jedoch unmissverständlich erkennen, dass die Tiere nicht nur als Sportgerät dienten, sondern v.a. auch als Siegespreis begehrt waren. Die heute so beliebten Pferderennen gewannen in England erst mit dem Ende des Mittelalters größere Bedeutung.
Ausg.: The Earliest English Translation of Vegetius' De Re Militari, ed. G. Lester, 1988.
Lit.: A. Ayton: Knights and Warhorses, 1994; B. Bachrach: Caballus et Caballarius in Medieval Warfare, in: The Study of Chivalry, 1988, 173-211; J. R. Barker: The Tournament in England, 1986; R. H. Davis: The Medieval Warhorse. Origin, Development and Redevelopment, 1989; A. Hyland: The Warhorse, 1998, 12-65.
Jagd: Auch wenn das Pferd bei der Jagd eine wichtige Rolle spielt, wird in Jagdtraktaten nur marginal darauf eingegangen. Wenn dem Reittier Zeilen gewidmet werden, dann meist in Form einer Beschreibung derjenigen Merkmale, die ein gutes Pferd auszeichnen. So z.B. im Boke of St. Albans (2. Hälfte 15. Jh.), das zu den einflussreichsten englischsprachigen Sammelwerken über die Jagd zählt. Spezielle Anleitungen zur Ausbildung von Jagdpferden sind weder aus dem Boke of St. Albans noch auch aus anderen volkssprachlichen mittelalterlichen Schriften bekannt.
Ausg.: English Hawking and Hunting in the Boke of St. Albans, ed. R. Hands, 1975, 81.
Lit.: A. Hyland: The Horse in the Middle Ages, 1999, 83-84, 90-97; A. Smets & B. van den Abeele: Medieval Hunting, in: A Cultural History of Animals in the Medieval Age, 2007, 59-79.
Landwirtschaft/Transport: Als Transportmittel war das Pferd das ganze Mittelalter hindurch unverzichtbar. Abgabenverzeichnisse, Urkunden und rechtliche Regelungen dokumentieren, dass Pferde sowohl zum Reiten als auch als Pack- und Zugtiere eingesetzt und geschätzt wurden. In der Landwirtschaft wurden Pferde seit dem 11. Jh. zunehmend für die Arbeit vor dem Pflug eingesetzt, verdrängten die vorher üblichen Ochsen jedoch nie ganz. Grund dafür war, dass sie zwar mehr leisten konnten, ihre Anschaffung und Haltung aber auch deutlich kostspieliger und daher nur von wenigen zu bewerkstelligen war. Eine wichtige volkssprachliche Quelle zur Landwirtschaft, die auf den Einsatz von Pferden verweist, ist z.B. das Boke of Husbandry von Walter of Henley (frz. u.d.T. Le Dite de Hosebondrie um 1280; engl. Druck um 1508).
Ausg.: Walter of Henley, ed. D. Oschinsky, 1971, 319.
Lit.: J. Langdon: Horses, Oxen and Technological Innovation, 1986; E. Pascua: From Forest to Farm and Town, in: A Cultural History of Animals in the Medieval Age, 2007, 81-102.
Caroline Limpert
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