ELEFANT – Englische Literatur

Elefant – E.2 – I. Terminologisches

ae. ylp, elpend, me. elpe, olifaunt, elefanz (Pl.) ae. elpend, ylp, me. olifaunt

In altenglischer Zeit wird lat. elephans mit ylp glossiert. In mittelenglischer Zeit (12. Jh.) finden wir die mittelenglische Glosse elefanz als Erklärung von ae. ylpas (Pl. von ylp). Ælfric erwähnt in seiner altenglischen Grammatik und Glossar den Elefant als mit dem → Einhorn kämpfend.

Thomas Honegger

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Elefant – E.2 – II.1 Physiologus, Bestiarien

Der nur fragmentarisch (drei Tiere) erhaltene altenglische Physiologus des Exeter Buchs führt den Elefant nicht auf. Er taucht jedoch im mittelenglischen Physiologus. auf, der auf dem lateinischen Physiologus Theobaldi basiert und die auch anderweitig bekannten Proprietäten nennt (Empfängnis mittels Mandragora-Wurzel, hohes Alter; nur ein Junges aufgrund der Kaltblütigkeit; Wassergeburt aufgrund fehlender Gelenke; Schlafposition an Baum angelehnt, was der Jäger ausnutzt und den Elefanten zu Fall bringt, Hilferuf des gefallenen Elefanten, der jedoch nur durch Hilfe eines jungen Elefanten wieder auf die Beine kommt). In der Deutung wird nur letztere Proprietätenverbindung verwendet und der Fall und die Wiederaufrichtung mit Adams Fall (Elefant fällt mit/durch Baum) und Erlösung durch Christi Menschwerdung (kleiner, junger Elefant) gleichgesetzt.

Ausg.: The Middle English Physiologus, ed. H.WIRTJES, 1991.

Lit.: L. FRANK: Die Physiologus-Literatur des englischen Mittelalters und die Tradition, 1971, bes. 78-95.

Thomas Honegger

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Elefant – E.2 – III.1 Fabel

In der äsopischen Fabel spielt der Elefant als Fabelprotagonist keine Rolle (aber → E.4 III.2) und scheint auch in den nicht-äsopischen englischsprachigen Fabelsammlungen als Protagonist zu fehlen. In Robert Henrysons Moral Fables wird der Elefant in der Fabel The Trial of the Fox zweimal genannt: das erste Mal als Bestandteil einer Liste der Tiere, die zum vom → Löwen einberufenen Parlament erscheinen (Strophe 14), das zweite Mal als Inbegriff der Stärke, die jedoch vom Löwen gebändigt wird (Strophe 21). Auch in John Lydgates Streitgedicht The Horse, the Goose, and the Sheep wird der Elefant nur beiläufig in einer Liste von Tieren (zusammen mit → Tiger und → Greif) erwähnt.

Thomas Honegger

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Elefant – E.2 – III.2 Tierepos

Der Elefant gehört nicht zum gängigen Personal in den mittelenglischen Tierepen und erscheint, im Gegensatz zur mittelhochdeutschen Tierepik, auch nicht in Caxtons The history of Reynard the Fox (1481).

Thomas Honegger

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Elefant – E.2 – IV.3 Diskursive Texte

Ælfric erwähnt in seiner altenglischen Grammatik und Glossar den Elefant als mit dem → Einhorn kämpfend.

Liturgische und theologische Texte: Ähnlich wie in seinem Lives of Saints (→ E.2 IV.1) beschreibt Ælfric in der altenglischen Übersetzung des Hexameron den Elefant als großes Tier, das in England unbekannt ist und 300 Jahre alt werden kann. In der Homily for the Common of a Confessor schildert er, wie der Elefant alle Tiere mit seinem furchteinflößenden Rüssel in die Flucht schlägt, sich jedoch selbst vor der kleinen Maus fürchtet.

Reiseliteratur: Mandeville’s Travels berichten von weißen, blauen und Elefanten jeglicher Farbe als Teil der wunderbaren Fauna und Flora der Insel im Osten, wo die Bäume der Sonne und des Mondes wachsen und die im Herrschaftsbereich des Priester Johannes liegt. Auch werden Kriegselefanten, die mit Türmen ausgestattet sind, erwähnt.

Weisheitsliteratur: Die Secreta Secretorum vergleichen den Menschen und seine Eigenschaften mit Tieren: mutig wie ein  → Löwe, sanftmütig wie eine → Taube und precious and dere as an Olyfaunt.

Prognosticon: Laut dem altenglischen Prognosticon bedeutet ein Elefant Widrigkeiten.

Thomas Honegger

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Elefant – E.2 – IV.1 Narrative Texte

Großepik: Der Elefant taucht regelmäßig als Indikator orientalischer Prachtentfaltung und (als Kriegselefant) als Bestandteil östlicher Heer auf. So reitet im mittelenglischen Alliterative Morte Arthure der römische Kaiser, als ›orientalisierter‹ Gegner König Arturs, auf einem (Kriegs-)Elefant, und in der Siege of Jerusalem muss das römische Heer gegen Kriegselefanten der Juden antreten. In The Wars of Alexander werden nebst den Kriegs- auch Arbeitselefanten als Lasttiere erwähnt.

Romanzen: Chaucer, in seiner Romanzenparodie Sir Thopas, gibt dem Riesen, dem Sir Thopas begegnet, den sprechenden Namen Sir Olyfaunte, wobei das tertium comparationis die Größe ist.

Hagiographie: Aelfric (10. Jh.) erwähnt in seinem Lives of Saints den Elefant als Kampftier im Zusammenhang mit den Makkabäern und beschreibt ihn als das größte aller (Land-)Tiere (größer als ein Haus und sich nie hinlegend), das jedoch in England nicht heimisch ist – weshalb gewisse Leute Elefanten als Erfindungen abtun.

Allegorische Dichtung: In John Lydgates Assembly of Gods reitet die Habgier auf einem Elefant, womit der Elefant zu einem der Reittiere der sieben Todsünden wird.

Geschichtsschreibung: Higdens Polychronicon berichtet, wie Hannibal römische Kriegsgefangene gegen wilde Tiere kämpfen lässt und einem Römer die Freiheit verspricht, wenn er einen Elefant besiegt – was diesem zwar gelingt, woraufhin er jedoch trotzdem auf Befehl Hannibals getötet wird.

Thomas Honegger

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